Aller Anfang ist schwer

In meinem letzten Beitrag habe ich euch davon erzählt, wie es dazu kam, dass ich auf Intensivstation wollte und wie so die ersten beiden Dienste verlaufen sind. Mittlerweile habe ich auch meine ersten Nachtdienste auf Intensiv hinter mir und möchte euch wieder ein Stück in meine neue kleine Welt mitnehmen.

Zuerst muss ich sagen, dass ich etwas gespannt war, wie ich denn mit dem Nachtdienst da zurecht komme. Der Dienst geht von 21.30 Uhr bis 7 Uhr. Eine halbe Stunde länger als sonst. Klingt nicht viel, wenn man sich aber vorstellt, dass man die ganze Nacht durchgemacht und gearbeitet hat und tagsüber auch eher wenig geschlafen hat, dann ist es schon manchmal schwer. Aber meine Angst war unbegründet, ich hätte nie gedacht, dass man diese Zeit komplett braucht und sich nicht langweilt.

Notfallwägen kontrollieren und Auffüllen der Schränke auf Station sind hier eher die langweiligen Punkte, die man erledigen muss. Um euch nicht zu langweilen ist die Liste natürlich nicht vollständig….
Blutgasanalysen machen, Absaugen, Beatmung checken, Monitor checken, Notfallbeatmung, falls es zu Transporten oder ähnlichen kommt kontrollieren, Bilanzen stündlich machen, Pupillenkontrolle, Medikamente geben, Perfusoren bestücken, Patienten regelmäßig lagern, Mundpflege bei beatmeten Patienten und zwischendrin immer ein Patient, der etwas mehr Aufmerksamkeit benötigt. Zudem ist nachts ja eh weniger Personal da als tagsüber. Klingt nicht nur nach einem straffen Pensum, das ist es auch aber es ging gut und dennoch möglichst entspannt.

Dann jedes Medikament mit Wirkstoffen an Rezeptoren kennen (an dem Punkt frage ich mich immer noch WARUM, ich bin kein Arzt und habe kein Studium hinter mir!!). Meine 7 Jahre Berufserfahrung und die letzten Jahre Notaufnahme haben mich in Sachen Notfallmedikamente gut geschult und meiner Meinung nach reicht es aus zu wissen, warum es das Medikament gibt und wie es wirkt und gegeben wird. Nun ja, aller Anfang ist schwer, dem übel muss ich mich wohl fügen und Alpha und Beta Rezeptoren im Körper nachschlagen 🙂
Zudem muss man alle Blutgasanalysen, die man via Arterie abnimmt selbst auswerten. In der Notaufnahme hat das Gerät einem verraten, wie die die Normwerte sind. Auf Intensiv muss man mehr mitdenken 🙂 Also nachsitzen zum Thema Alkalose und Azidose, respiratorisch und metabolisch. Ihr versteht an dem Punkt Bahnhof?! Willkommen im Club, ungefähr so erging es mir in der ersten Nacht. Meine Gedanken kreisten und immer wieder dachte ich mir OHA, die wissen alle so viel, wie willst du das in deinen Kopf bekommen. Zudem möchte man den Patienten nie vergessen, denn hier gibt es nicht nur einen Zugang, nein auf Intensiv ist das alles etwas mehr und größer und überhaupt anspruchsvoller.

Aber ich bin ja nicht ganz doof und so habe ich mir schon im Vorfeld für die Kitteltasche einen „Intensivmedizin Pocket Guide“ gekauft, wo erstmal alles wichtige drauf steht. Alles was meine Mentorin mir so sagt und für mich wichtig ist wird gleich im Heft notiert…natürlich hab ich das auch immer bei mir. Rundum kann man sagen, dass die erste Nacht emotional nicht toll war. Fragen über Fragen, Gedanken, ob ich das alles schaffe. Man fühlt sich nach 7 Jahren Berufserfahrung an dem Punkt doch etwas doof…

Nach den ersten Holprigkeiten der ersten Nacht wurde es von Dienst zu Dienst besser. Ich habe nachts weitestgehend allein 2 Patienten betreut und meine Mentorin war bei Fragen immer da, schaute über Dokumentation drüber, erklärte mir Zugänge, die ich nicht kannte (man kann ja so ziemlich sämtliche Körperflüssigkeiten messen und nach außen ableiten, wenn es denn indiziert ist) und hat beim Lagern und all dem geholfen, was ich nicht allein machen konnte.

Und weil man am besten lernt, wenn man es tut ist es zwar ein kleiner Schupser ins kalte Wasser aber vom nur zu sehen kann man nicht lernen. So habe ich gelernt, dass auch beatmete Patienten zubeißen können (Finger weg an der Stelle ist praktisch mit Tubus in der Hand aber nicht immer machbar 🙂 ) und auch mit dem Beatmungsgerät freunde ich mich langsam an. Daran rum stellen ist für mich natürlich tabu, außer meine Mentorin oder der Arzt sagt es mir aber ich kann die ganzen komischen Abkürzungen langsam deuten und lerne von Tag zu Tag. Auch die abgeleiteten Kurven verraten mir, wann ich den Patienten zum Beispiel absaugen muss, auch wenn man das natürlich hört. Aber an der Stelle möchte ich nicht weiter ins Detail gehen und euch langweilen.

Nun starte ich bald in meine ersten Frühdienste auf Intensiv und meine Mentorin hat mich schon darauf vorbereitet, dass es die Hölle wird. JIPIIII, ich bin ja eh schon kein Frühdienst Mensch…. Es bleibt also spannend. Abschließend kann ich trotz manchen Schwierigkeiten sagen, dass ich den Wechsel bisher nicht bereue und jeden Tag aufs neue stolz auf mich bin, dass ich jeden Tag mehr dazu lerne.

12 Kommentare zu „Aller Anfang ist schwer

  1. Hallo liebe Sarah! Da hast du schon einiges dazu gelernt . Es wird immer neues dazu kommen und du kannst stolz sein auf dich . Jeder Tag bringt neue Aufgaben. LG Astrid

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  2. Hallo Sarah!

    Ich finde Deine Berichte absolut spannend und lese sie total gern!
    Wenn man nicht zufällig jemanden aus diesem Berusfkreis im Bekannten- oder Freundeskreis hat, bekommt man ja nicht wirklich Einblicke in den Bereich.

    Liebe Grüße
    Kerstin

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  3. Ja, es gibt immer viel zu lernen bei einem Wechsel – aber das ist auch gut so, die grauen Zellen wollen beschäftigt sein 😉 Weiterhin viel Spaß!

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    1. Ohh du bist die Beste. Ich bin so froh, dich kennengelernt zu haben ❤ Ich bin auch froh, dass alles so gut ist. Mein neustes Update ist noch nicht getippt aber es läuft von Tag zu Tag besser ❤

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