Nachgefragt im UKD- Ossilinchen trifft die Abteilung für Plastische & Handchirurgie

An was denkst du, wenn ich dir die Worte „PLASTSICHE CHIRURGIE“ nenne?
An Fett absaugen, Brustvergrößerungen, reiche Menschen mit übergroßen Lippen und zu viele Autos in der Tiefgarage?

Wärst du sehr enttäuscht, wenn ich dir sage, dass das Feld Plastische Chirurgie viel mehr mitbringt, als nur das?

Was denkst du, wer operieren muss, wenn nach der Therapie des Brustkrebs ein Brustaufbau (ohne Silikon) nötig ist? Oder wer muss ran, wenn man sich zu Hause an der Konservendose so stark schneidet, dass die Beugesehne an der Hand durchtrennt ist? Hast du schon mal überlegt, was passiert, wenn man einen Arbeitsunfall mit einer Kreissäge hat und dadurch Finger amputiert wurden? All das und noch viel mehr operieren die Ärzte aus dem Team der Plastischen & Handchirurgie!


Heute stelle ich dir die noch relativ junge Abteilung der Plastischen & Handchirurgie im UKD vor, die aber keinesfalls unwichtig ist. Du wirst staunen, wie viele Tätigkeiten der Bereich abdeckt.

Gegründet wurde die Abteilung am 1. Juli 2017. Das ärztliche Team bietet das gesamte Spektrum der Plastischen und Ästhetischen Chirurgie sowie der Handchirurgie an. Dies beinhaltet insbesondere die Behandlung von akuten Notfällen auf dem Gebiet der Handchirurgie sowie der Behandlung thermischer Verletzungen.

Prof. Dr. med. Dragu ist Abteilungsleiter der Plastischen & Handchirurgie und erzählte mir, dass eigentlich in jedem Dienst mindestens ein Patient mit einer Handchirurgischen OP pro Tag da ist, oft sogar mehr. Rund 60% der behandelten Patienten fallen in das Gebiet der Handchirurgie.

Der große Bereich Plastische & Handchirurgie gehört zum OUPC- dem Universitätszentrum für Orthopädie, Unfall- & Plastische Chirurgie.


Die Plastische Chirurgie ist ein eigenständiges Facharztgebiet welches aus 4 Teilbereichen besteht:

  • Rekonstruktive Mikrochirurgie

Rekonstruktion – was ist das?

  • Die Rekonstruktive Chirurgie ist neben ästhetischer Chirurgie, Verbrennungschirurgie und Handchirurgie eine der vier Säulen der Plastischen Chirurgie.
  • Rekonstruktion ist ein sehr weitgefasster Begriff, konkret umfasst dies die Lokalbehandlung sogenannter schwieriger (chronischer) Wunden bis hin zum freien Gewebetransfer mit mikrochirurgischem Gefäßanschluss.

Beispiele hier sind ein Patient, der nach einem Rektum- Karzinom komplett operiert wurde und salopp gesagt nun ein großes Loch hinten hat. Oder auch ein Patient, bei dem aus bestimmten Gründen das Brustbein entfernt werden musste. Da fehlt ja dann wirklich auch „Material“, zusätzlich zum „großen Loch“, welches da ist. Mittels spezieller Lappentechniken kann dieses Loch verschlossen werden.

Wie oben schon erwähnt ist auch der Aufbau der Brust nach Brustkrebs eine Indikation für die Rekonstruktive Mikrochirurgie. Allerdings auch ein Patient, der sehr viel abgenommen hat und nach dem Gewichtsverlust eine „Fettschürze“ übrig hat. Natürlich muss das für das Wohlbefinden des Patienten wiederhergestellt werden und es gibt durchaus auch medizinische Gründe für diesen Eingriff.

Rekonstruktion – in mehreren Schritten zum Erfolg

Die Dauer einer Rekonstruktion hängt in hohem Maße von Ausgangsbefund und dem Patienten ab. Oftmals ist es notwendig nach einer Wundanfrischung und Vorbereitung der Wunde bzw. des Defektes mittels VAC-Therapie (Vacuumtherapie, eine Form der Wundversorgung) ein mehrzeitiges rekonstruktives Konzept zu wählen. Je nach geplanter Deckungstechnik muss postoperativ zur Sicherung des bestmöglichen Operationsergebnisses eine ein- bis zweiwöchige, stationäre, plastisch-chirurgische Nachbehandlung erfolgen.

Nach Entlassung erfolgt eine engmaschige Betreuung und Anbindung über die Sprechstunde.

Eingang der Ambulanz im Haus 59

Die Dauer der Behandlung ist daher sehr individuell und richtet sich nach dem Aufwand der Behandlung und der Art der Deckung.

  • Handchirurgie

Das Behandlungsspektrum umfasst frische Verletzungen und Folgezustände nach Knochenbrüchen, Sehnen und Bandverletzungen sowie Nerven- und Gefäßverletzungen der Hand.

Weiterhin stellen degenerative Veränderungen wie Verschleißerkrankungen einen Schwerpunkt dar. Das Spektrum der Krankheitsbilder umfasst auch Folgezustände nach fehlverheilten oder unbehandelten Verletzungen.

Neben der bildgebenden Diagnostik inkl. Computertomographie, MRT und Ultraschall, stellt die klinische Untersuchung und Beratung den Grundstein der Therapie dar.

Im ambulanten Operationszentrum im Haus 51 können eine Vielzahl von Operationen durchgeführt werden, wenn es die Größe des Eingriffes und Begleiterkrankungen erlauben. Häufig können diese Eingriffe in „Armbetäubung“ oder örtlicher Betäubung neben der Allgemeinnarkose durchgeführt werden.

Im Operationssaal stehen neben modernen handchirurgischen Implantaten auch ein modernes OP-Mikroskop für mikrochirurgische Gefäß-/ oder Nerveneingriffe zur Verfügung.

Zur Möglichkeit der ambulanten OP im Haus 51 gibt es auch immer einen OP Saal im Haus 32, der täglich befahren wird. In der Regel werden so 2 OP Säle pro Tag von der Abteilung Plastische & Handchirurgie bedient.

Die Notfallversorgung und Behandlung sämtlicher privater Unfälle sowie Arbeitsunfälle erfolgt über die chirurgische Notaufnahme.

Behandlungsschwerpunkte zusammenfgefasst:

  • Notfallversorgung von frischen Handverletzungen inkl. Arbeitsunfällen über die chirurgische Notaufnahme (24- stündiger Bereitschaftsdienst inkl. OP-Bereitschaft)
  • Nervenkompressionssyndrome der oberen Extremität
  • Morbus Dupuytren
  • Knochenbruchbehandlung des Handskeletts, konservativ bis zu modernen Osteosyntheseverfahren
  • Operationen bei Sehnenscheidenengen
  • Chirurgie der Sehnen der Hand, von der Behandlung frischer Sehnenverletzungen bis zur sekundären Rekonstruktion
  • Behandlung von Nervenverletzungen inkl. der mikrochirurgischen Rekonstruktion
  • Arthroskopien /Spiegelung des Handgelenkes
  • Behandlung bei Verschleiß der Finger-Gelenke und des Handgelenkes
  • Therapie von Weichteildefekten
  • Knochen-und Weichteiltumore der Hand
Sprechstunde:Donnerstag, 08.00 – 14.00 Uhr
Terminvereinbarung:0351/ 458-2006
  • Verbrennungschirurgie

Bevor wir zu den Verbrennungen kommen, möchte ich dir einen Überblick darüber geben, wann welcher Grad der Verbrennung zutrifft.

Grad der VerbrennungBetroffene HautschichtenKlinik
1EpidermisRötung, starker Schmerz, wie Sonnenbrand
2aOberflächige DermisBlasenbildung, Wundgrund rosig und rekapillarisierend, starker Schmerz, Haare fest verankert
2bTiefe Dermis (mit Hautanhangs­gebilden)Blasenbildung, Wundgrund blasser und nicht oder schwach rekapillarisierend, reduzierter Schmerz, Haare leicht zu entfer­nen
3Komplette DermisTrockener, weißer, lederar­tig harter Wundgrund, keine Schmerzen, keine Haare mehr vorhanden
4Unterhautfettgewebe, Muskelfas­zie, Muskeln, KnochenVerkohlung

Zählt ein Patient zu einem Schwerstbrandverletzten, dann wird er auf der speziellen Intensivstation in Leipzig behandelt. Dies trifft zu, wenn mehr als 20% der Körperoberfläche verbrannt sind. Dennoch kann es natürlich sein, dass diese Patienten dann erst einmal im UKD ankommen, hier stabilisiert werden und dann nach Leipzig gebracht werden.

Chirurgische Versorgung

Die Versorgung ist abhängig von der Tiefe der Verbrennung, bei Verbrennung des Grades II a-b können nach Débridement (chirurgische bzw. mechanische Entfernung) der betroffenen Hautareale, diese mittels einem synthetischer Hautersatz gedeckt werden.

Bei höhergradigen Verbrennungen/Verbrühungen, bei denen keine spontane Regeneration der Haut zu erwarten ist, müssen ebenfalls alle betroffenen Areale, teilweise auch Fett- und Muskelgewebe, entfernt werden. Bei speziellen Fällen müssen teilweise Entlastungsschnitte durchgeführt werden, um weitere Schäden der Muskulatur oder weiterer Weichteile zu vermeiden.

Anschließend erfolgt die Deckung wenn möglich mit Transplantation von eigener Haut mittels Spalthauttransplantation. Dabei wird ein Stück gesunde Haut (z.B. häufig vom Oberschenkel, jedoch abhängig von der Lokalisation der Verbrennung) in einer Dicke von ca. 0,2 mm entnommen und gitterförmig ausgedehnt auf die Defekt aufgebracht (Meshgraft-Deckung).

Spezielle Fälle sind Verbrennungen im Gesicht und an den Händen, hierbei wird die transferierte Haut zum optimalen Ergebnis im Normalfall nicht gemesht (keine gitterförmige Ausdehnung der Spalthaut), um ein ästhetisch optimales Ergebnis zu erzielen.

Neben der chirurgischen Intervention sind von entscheidender Bedeutung:

  • Schmerzbekämpfung mit ausreichender Analgesie
  • Psychologische Betreuung des Brandverletzten bei höhergradigen Verletzungen
  • Aufklärung über Narbenbehandlung ggf. Kontrakturbehandlung
  • Zeitnahe Bewegungstherapie
  • Beachten von psychiatrischen und psychosozialen Spätfolgen

Sowohl die neu gebildete, als auch die transplantierte Haut ist anfangs empfindlich gegenüber UV-Belastung (direktes Einwirken von Sonnenlicht) und mechanischer Belastung. Des Weiteren kann es sein, dass sie sich im Laufe der Zeit etwas zusammenzieht, die Hautfarbe sich von vergleichbaren Hautarealen unterscheidet  und / oder es zu einer Narbenbildung kommt. Infolge dessen können weitere Operationen notwendig werden.

  • Ästhetische Chirurgie


Unter der Säule der Ästhetischen Medizin werden formverändernden Eingriffe zusammengefasst, die nicht zwingend medizinisch notwendig sind, sondern vor allem auf Wunsch der Patienten nach umfassender Untersuchung und Beratung durchgeführt werden.

Das UKD, sowie die Abteilung für Plastische & Handchirurgie grenzt sich ganz bewusst vom nicht rechtlich geschützten Begriff der Schönheitschirurgie ab. Ästhetische Chirurgie wird bei uns im UKD ausschließlich von erfahrenen Fachärzten für Plastische und Ästhetische Chirurgie durchgeführt.

Schwerpunkte innerhalb dieser Teilbereiche sind:

  • Das gesamte Spektrum der elektiven (geplanten) Handchirurgie
  • Das gesamte Spektrum der Notfall Handchirurgie (24h Replantationsdienst, Revaskularisation und Replantation von schwerverletzten oder abgetrennten Gliedmaßen)
  • Mikrochirurgische Gewebetransplantationen am gesamten Körper inkl. aller Perforatorlappen zur Defektdeckung von Weichteildefekten nach Trauma, Tumor oder chronischen Wunden
  • Rekonstruktive Körperformung nach Gewichtsreduktion (Straffungsoperationen am gesamten Körper – insbesondere der weiblichen und männlichen Brust, sowie des Bauches und der Oberschenkel bzw. Oberarme)
  • Thermische Verletzungen (Verbrennungen, Verbrühungen, Verätzungen, Erfrierungen) aller Verbrennungsgrade und Ausmaße (außer thermische Verletzungen mit Zentrumsindikation)
  • Behandlung von Narben – insbesondere Verbrennungsnarben
  • Autologe Brustrekonstruktion (Wiederherstellung der weiblichen Brust durch Eigengewebe nach Brustkrebs)
  • Die operative Behandlung von chronischen Wunden (Problemwunden) inkl. Dekubitalulzerationen
  • Das gesamte Spektrum der ästhetischen Chirurgie 

Das Team der Abteilung für Plastische und Handchirurgie repräsentiert das Fachgebiet ebenfalls in Klinik, Forschung und Lehre.

Der Forschungsschwerpunkt der Abteilung besteht aus folgenden Bereichen:

  • Ischämie und Reperfusion von Gewebe (extrakorporale Perfusion)
  • Perfusionsstudien an Gewebe im Rahmen der negativen Unterdruckbehandlung
  • Evaluation chronischer Schmerzsyndrome an der Hand
  • Adipositasforschung

Wusstest du, dass man mittels 3D Druckern auch einen Biodruck herstellen kann. Also mittels Zellen kann man Gewebe für eine Transplantation, beispielsweise nach Verbrennungen herstellen. Auch mit Knorpel ist das möglich. Allerdings steckt dieses Projekt noch in den Kinderschuhen. Jedoch finde ich es absolut erstaunlich, was heutzutage möglich ist. Und genau das macht Forschung aus! Die Forschung hierfür sitzt im MTZ- Haus 91 im UKD.


Übrigens gibt es jeden Morgen eine große Besprechung, bei der die Fälle der aktuellen Nacht, vom vorhergehenden Tag und die geplanten OP´s besprochen werden. Ein weiterer positiver Aspekt der Besprechung ist auch, dass so eine doppelte Sicherheit gewährleistet ist, was die Identifikation des Patienten betrifft.


Das Fachgebiet ist ein wirklich sehr spannendes. Räumlichkeiten für eine eigene Station würde es im UKD geben, allerdings fehlt es komplett an der Pflege. Es gibt schlichtweg kein Pflegepersonal, welches die Patienten betreuen kann. Daher sind die Patienten hauptsächlich auf der OUPC-S2. Bei mehr als 10 Patienten werden diese dann auf andere Stationen wie beispielsweise die OUPC-S1, seltener auch auf die OUPC-S4 oder S5 verteilt.

Es gibt nicht wirklich viele Zentren für Plastische & Handchirurgie in Sachsen. Wenn du also wirklich Interesse an dem spannenden Fachgebiet hast, dann empfehle ich dir eine Initiativbewerbung (HIER klicken) mit dem Hinweis, dass du explizit Interesse an dem Fachgebiet hast.
Gern darfst du auch erwähnen, dass du durch mich, Sarah Küttner aufmerksam geworden bist.


Doch neben dem stationärem Part ist es auch wichtig zu wissen, dass es eine eigene Ambulanz gibt. Hier finden Verbandwechsel, die Sprechstunden und vieles mehr statt.

Vor allem hier, allerdings auch stationär ist das Team der Orthopädie- & Reha Technik sehr eng im Kontakt mit Arzt und Patient.

Nachgefragt im UKD- Ossilinchen trifft den Augen OP

In meinem Beitrag rund um das Thema OP (hier klicken) habe ich euch einen großen Einblick in die Orthopädie und Unfallchirurgie gegeben. Im Beitrag gab es allerdings nur einen kleinen Einblick in den Augen OP. Doch das möchte ich heute ändern, denn der Augen OP ist weitaus mehr, als „nur“ Katarakt (Grauer Star) OP´s.

Um euch das Fachgebiet umfassend zeigen zu können, habe ich vier Stunden im Augen OP hospitiert und einiges gesehen. Anja Kurze, die Fachbereichsleitung hat mich die ganze Zeit begleitet, mir die Dinge gezeigt und erklärt.

**** Trigger Warnung**** Es sind im Beitrag Bilder von Augen OP´s zu sehen. Wer diese nicht sehen kann, sollte nicht weiter scrollen!!!


Der OP Trakt besteht aus 4 OP Sälen. In einem wird das ganze Spektrum der Medizin bedient. Hier wird auch intubiert, in den anderen 3 Sälen sind die Patienten wach. So kommen PRO Tag 50 bis 60 OP´s zusammen.

Intubationszubehör

In einem Vorraum werden die Patienten durch ärztliches und pflegerisches Personal auf die jeweilig geplante Operation vorbereitet. Im Saal selbst werden die Patienten nochmals nach der Identität befragt und das sowohl von der Pflege, als auch vom Arzt. Eine zweifelsfreie Identifikation ist immer wichtig und absolut notwendig. Bei einem so hohen Durchlauf an Patienten muss aber darauf nochmal ein besonderes Augenmerk gelegt werden.

Die häufigsten Operationen sind die des grauen Stars, d.h. die Entfernung der getrübten Augenlinse und des Ersatzes durch eine Kunstlinse. Eine solche OP durfte ich heute auch sehen und ich bin absolut begeistert von der filigranen Arbeit. Klar, das Auge ist unser Sehorgan, mit ihm muss gut umgegangen werden aber wie fein da am Auge mittels Mikroskop operiert wurde, das hat mich echt fasziniert.

Dank der Kamera, die intraoperativ verwendet wurde, konnte ich quasi live bei der OP dabei sein. Hier sieht man, wie die trübe Linse langsam entfernt wird. Natürlich nur als Momentaufnahme, damit man mal eine Vorstellung vom ganzen hat.
Hier sieht man die bereits neu eingesetzte Linse. Wenn man ganz genau schaut, dann sieht man links und rechts kleine „Arme“.
Diese sorgen dafür, dass die Linse fest sitzt und nicht verrutscht. Da die Schnitte so klein sind, muss nicht genäht werden. Es wird mit einer Methode gearbeitet die dafür sorgt, dass sich die kleinen Schnitte selbst verschließen.

Weiterhin kommen u.a. Operationen an der Netzhaut wie zum Beispiel bei Ablösung dieser im Augen OP vor. Eine Netzhautablösung ist eine absolute Notfallsituation und muss SOFORT operiert werden.

So sieht eine gesunde Netzhaut aus, wenn sie beleuchtet wird.
Bildquelle: UKD Schwester Anja Kurze
Hier sieht man eine Netzhaut OP mit einer Methode, die ebenfalls keine Nähte erfordert. Das eine „Röhrchen“ ist dafür da, dass man das Auge von innen beleuchten kann, das andere dafür, dass eine Infusion läuft, sonst würde das Auge kollabieren und das dritte ist quasi das Arbeitsinstrument. Bildquelle: UKD: Schwester Anja Kurze

Ein solcher OP Saal ist abgedunkelt, da man ja das Auge von innen beleuchten will und muss, um alles gut beurteilen zu können. Auch eine solche OP durfte ich heute sehen.


Operationen des grünen Stars (Glaukom) sind ebenfalls sehr oft anzutreffen.
Ein Glaukom bezeichnet eine Gruppe verschiedener Augenerkrankungen, die meist lange Zeit unbemerkt bleiben, jedoch den Sehnerv schädigen und auf Dauer das Sehvermögen einschränken. Schlimmstenfalls erblindet das Auge. Beide Augen können (zeitversetzt) erkranken.

Hauptrisikofaktor eines Glaukoms ist ein individuell erhöhter Augeninnendruck.
Diesen Druck kann man durch verschiedene Maßnahmen (versuchen) zu senken. Mittel der Wahl ist hier natürlich erstmal die konservative Behandlung mittels Augentropfen.

Hilft das nicht, dann müssen operative Methoden zu Rate gezogen werden:

  • Zum einen kann man das mittels Laser versuchen, um die Kammerwasserbildenden Zellen zu zerstören, die zu viel Flüssigkeit produzieren und den Augeninnendruck steigen lassen.
So sieht schematisch dargestellt ein Lasereingriff aus.
  • Eine weitere Möglichkeit kann die Trabekulektomie sein. Dabei wird chirurgisch ein Ventil geschaffen, über das der Augeninnendruck reguliert werden kann. Das Kammerwasser wird quasi „natürlich“ hinter die Bindehaut abgeleitet und soll dort resorbiert werden. Wenn der Augeninnendruck zu groß wird, kann Kammerwasser abfließen und der Druck sinkt wieder, bevor der Sehnerv weiter geschädigt wird.
  • Hilft das natürliche Ventil nicht, dann muss ein Silikonventil her. Auch dieses Ventil soll dafür sorgen, dass das Kammerwasser abfließen kann.

Auch plastische Operationen insbesondere der Augenlider (u.a. Tumor Entfernungen, Korrektur aller Lidfehlstellungen…) finden statt. Eine solche OP habe ich heute auch gesehen und ich muss immer wieder sagen, dass es mich fasziniert, dass die Patienten ja zum größten Teil wach sind. Nur die wenigsten OP´s finden in Vollnarkose, also beatmet statt.

Auch Operationen an den Tränenwegen, Schieloperationen, Transplantationen der Hornhaut, hornhautstabilisierende Operationen oder die Entfernung des Bulbus (Augapfel) sind Leistungsspektrum der Augenklinik am UKD. Alles, was in diesem Fachgebiet möglich ist, kann der Augen OP am Uniklinikum Dresden leisten und abdecken!

Eine OP hier dauert so zwischen 10 Minuten und zwei Stunden. Dadurch kann natürlich auch der hohe Durchlauf gewährleistet werden.

Damit man mal eine Vorstellung von Nahtmaterial im Augen OP hat, hier mal ein Größenvergleich.

Unterschiedliche Betäubungsformen werden dabei eingesetzt. Am häufigsten wird das Auge durch Umspritzung betäubt (Para- bzw. Retrobulbäranästhesie). Das durfte ich heute auch sehen und ganz ehrlich? Ich hab mitgelitten! Es wird nicht in das Auge gespritzt, sondern dahinter, um alles zu betäuben aber als ich die Nadel dann gesehen habe und es für den Patienten doch unangenehm war, da habe ich wirklich mitgelitten.

Folgendes braucht man dafür.

Kinder bis etwa 15 Jahre oder Patienten mit besonderen Indikationen werden in Vollnarkose operiert. Das entscheidet dann der Anästhesist im Vorfeld, schließlich muss der Patient / die Erziehungsberechtigten auch aufgeklärt werden.
Immer donnerstags finden die Augen OP´s bei den Kindern statt. Dazu kommt auch immer eine Kinderkrankenschwester und es gibt einen extra Raum, den Sternchenraum, zum Aufwachen für die Kids.


Bei Operationen der vorderen Augenabschnitte, wie Kataraktoperationen oder Operationen, die im wesentlichen Manipulationen an der Hornhaut, Bindehaut oder Vorderkammer betreffen, kann das Auge durch Tropfen betäubt werden. Diese so genannte Tropfanästhesie ist allerdings nur bei Operationen an den vorderen Augenabschnitten ausreichend wirksam.


Ist die OP dann überstanden und die Patienten benötigen noch etwas Zeit zum wach werden, dann geht’s in den Aufwachraum. Hier wird aber zum Beispiel auch die Para- bzw. Retrobulbäranästhesie durchgeführt.

Aufwachraum im Augen OP

Alle genannten OP´s sind in der Regel stationär aufgenommen. Letztendlich ist das immer eine Entscheidung von Arzt und Patient, ob eine stationäre Aufnahme erforderlich ist oder nicht.
Es gibt daher auch ganz viele Patienten, die ambulant operiert werden.


Ambulantes Operieren

Das Spektrum der ambulanten Operationen umfasst sämtliche lidchirurgische Eingriffe wie z. B. Lidentzündungen, Lidfehlstellungen, Lidtumore. Ebenfalls können Kältebehandlungen wie z. B. für Netzhautdegenerationen oder auch Gefäßneubildungen an Iris und Netzhaut durchgeführt werden. An Eingriffen im Inneren des Auges werden die Operationen des Grauen Stars (Katarakt) und Eingriffe an der Iris (periphere Iridektomie) durchgeführt.

Die Patienten, die sich zur ambulanten OP vorstellen, sollten auf jeden Fall Op-fähig sein, d.h. es sollten keine schwerwiegenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorliegen, blutverdünnende Medikamente wie z. B. Falithrom oder ASS sollten nicht genommen werden.

Alle Patienten müssen vor der Operation schriftlich einwilligen. Dies bedeutet, dass die Patienten in der Regel mindestens einmal vor der Operation in die Augenklinik kommen müssen. Bei dieser ersten Vorstellung, die in der Regel in der Poliklinik oder in der Privatsprechstunde stattfindet, werden die Patienten untersucht und das weitere Vorgehen besprochen.

Einige Tage später erfolgt dann die Operation. Normalerweise kommen die Patienten morgens in die Augenklinik und werden für die Operation vorbereitet. Nach der Operation können die Patienten nach einer kurzen „Verschnaufpause“ die Klinik verlassen.

Zu finden ist die Augenklinik im Haus 33- blauer Bereich A

Was übrigens auch im Augen OP stattfindet, da es wichtig ist, dass es unter sterilen Bedingungen stattfindet, ist die Injektion von Medikamenten in den Glaskörper des Auges.
Das macht man bei der feuchten Makuladegeneration.
Der schärfste Punkt des Sehens im Auge ist der gelbe Fleck, die Makula. Durch Ödeme (Flüssigkeitsansammlungen) kann dieser Punkt geschädigt werden und das Sehen, vor allem das scharf sehen kann gestört werden.

Mittels dem Medikament soll die Ödem Bildung reduziert/verhindert werden. Der Eingriff selbst geht ganz schnell, das habe ich heute auch gesehen. Ca. alle 6 Wochen kommen die Patienten für diesen Eingriff zu uns ins UKD.
Es gibt auch Augenärzte, die dieses Verfahren in ihren Praxen machen. Es steht mir nicht zu darüber zu urteilen aber die Begründung von Schwester Anja hat mir absolut eingeleuchtet, warum das bei uns am Haus im OP stattfindet.
Schließlich sind hier die sterilsten Bedingungen gegeben. Keime im Auge, die zu einer Endophthalmitis führen können, sind nicht witzig und haben eine schlechte Prognose. Wenn von einer Endophthalmitis die Rede ist, dann spricht man von einer Entzündung im Augeninneren.


Wie immer gab es aber auch für euch die Chance Fragen zu stellen:

  • Wie viele zusätzliche Pflegekräfte braucht es jetzt mit dem Neubau der Anästhesie?

Ein Neubau der Anästhesie ist mir nicht bekannt, ich schätze die Frage zielt auf den Neubau des Haus 32 und dem OP Trakt ab. Damit hat der Augen OP aber nichts zu tun, daher kann die Frage an der Stelle leider nicht beantwortet werden.

  • Wie sieht ein Notfall im Augen OP aus?

Verletzungen jeglicher Art zählen zu einem Notfall. Also Verletzungen der Lider, der Tränenwege oder des Auges an sich.

Ebenfalls Verätzungen oder Netzhautablösungen sind absolute Notfälle.

Auch der Glaukomanfall, also der plötzlich stark ansteigende Augeninnendruck zählt zu einem Notfall.

  • Was macht den Beruf hier so spannend im Vergleich zu anderen OP´s?

Schwester Anja nannte mir folgende Gründe:

Der Augen OP ist etwas ganz anderes, als die „großen“ OP´s. Die Patienten sind überwiegend wach, das ist auf jeden Fall schon mal eine große Besonderheit. Aber auch, dass das Spektrum der Augenheilkunde hier komplett umgesetzt werden kann. Zudem ist das Fachgebiet ein Fachgebiet mit einem schnellen Fortschritt. Es wird nie langweilig, da es immer einen Lernprozess gibt.
Familienfreundlich empfindet sie zudem, dass es keine Rufbereitschaft vor Ort gibt, man muss nicht im UKD sein. Man macht lediglich Rufbereitschaftsdienste und kommt dann rein.

  • Welche Möglichkeiten gibt es, um den Augendruck zu senken?

Die Frage habe ich ausführlich beim Thema Glaukom oben behandelt. Sowohl die konservativen, als auch die operativen Möglichkeiten.

  • Wie lange hat die längste OP gedauert?

Sechs einhalb Stunden, allerdings war das vor 20 Jahren 🙂


Wenn dich der OP interessiert, dann kann ich dir folgende Stellenanzeige (hier klicken) empfehlen.
Bei deiner Bewerbung darfst du gern erwähnen, dass du durch mich, Sarah Küttner/ Ossilinchen aufmerksam geworden bist.

Gesucht werden Gesundheits- und KrankenpflegerInnen für den OP oder operationstechnische Assistenten.


Abschließend möchte ich noch sagen, dass man den Augen OP wirklich nicht unterschätzen sollte. Klar sieht man hier kein Blut, keine gebrochenen Knochen und das volle „actionreiche Spektrum“. Aber was man nicht vergessen sollte, hier wird am Auge operiert, an unserem Sehorgan! Wenn das nicht auf höchstem Niveau passiert, dann kann der Patient im schlimmsten Falle nichts mehr sehen. Und genau das muss man immer im Hinterkopf haben. Es ist absolut kein Fachgebiet, was man hinten runter fallen lassen sollte und sich denken sollte „Ach, es ist ja nur der Augen OP.“…

Nachgefragt im UKD- Ossilinchen trifft die ANE- ITS für das Thema ECMO

Bildquelle: UKD

Das Thema ECMO scheint einige von euch zu interessieren. Schon im April habe ich die ersten Anfragen bekommen, dieses Thema zu behandeln. Heute ist es soweit und ich werde euch die ECMO erklären. Ich werde euch aber auch zeigen, dass die ECMO nicht erst seit Corona bei uns im UKD ein Thema ist und was dazu noch alles so wichtig ist.

Damit ich euch das Thema aber fachlich korrekt erkläre, habe ich mich mit Marco Reinhardt getroffen. Er ist die Stationsleitung der ANE-ITS (anästhesiologische Intensivstation) und Fachkrankenpfleger für Anästhesie und Intensivtherapie.


Doch bevor ich mit euren Fragen starte, möchte ich euch erstmal erklären, was die ECMO überhaupt ist.


Ausgeschrieben heißt ECMO „extrakorporale Membranoxygenierung“. Sie ist ein extrakorporales (außerhalb des Körpers) Organersatzverfahren zur Behandlung schwerster respiratorischer und kardialer Erkrankungen. Also schwerste Erkrankungen der Lunge oder des Herzens. Diese Unterstützung kommt bei Patienten zum Einsatz, bei denen trotz anderweitiger Behandlungsmethoden keine ausreichende Organfunktion erreicht wird. Damit wird der Gasaustausch, der von der eigenen Lunge des Patienten nicht mehr bewältigt werden kann, ermöglicht bzw. ersetzt, um die Atemfunktion sicherzustellen.


Es gibt im UKD ein ECMO Team welches sich aus speziell geschulten Pflegekräften und erfahrenen anästhesiologischen Intensivmedizinern zusammensetzt.
Über die ECMO Hotline können andere Häuser mit dem diensthabenden Arzt Kontakt aufnehmen und die Situation des Patienten besprechen. Bei Bedarf wird die ECMO direkt im externen Haus durch das ECMO Team angeschlossen und der Patient wird dann boden- oder luftgebunden ins UKD gebracht.

  • Wann kommt eine ECMO in Frage?

Bevor wir zu den Indikationen kommen ist es wichtig zu Wissen, welche Formen der ECMO es eigentlich gibt.

Es gibt zwei Formen der ECMO:

1. Veno-arterielle ECMO (VA ECMO)
Bei diesem Verfahren werden sowohl das Herz als auch die Lunge unterstützt. 
Über eine große Kanüle in der rechten Leistenvene wird das sauerstoffarme Blut aus dem Patienten zum Oxygenator gepumpt. Von dort gelangt über eine große Kanüle in der linken Leistenarterie das aufbereitete Blut unter Umgehung des Herzens direkt in den großen Kreislauf, in die Aorta zurück. Der Lungenkreislauf wird hierbei also umgangen, das Herz entlastet und die Durchblutung der Herzkranzgefäße verbessert.

Indikationen hierfür wären:

  • eine Reanimation
  • eine Lungenarterienembolie (LAE) / Herzinfarkt
  • ein Patient, der massiv unterkühlt ist und erwärmt werden muss (Beispielweise jemand, der im Winter in die Elbe springt und nur noch eine Temperatur von 27 °C hat)
  • Auch im OP kann eine VA ECMO zum Einsatz kommen, beispielsweise bei einer Aorten OP, bei der die ganze Aorta ersetzt werden muss. Durch die ECMO ist die Durchblutung der Bauchorgane gesichert und der Operateur gewinnt etwas Zeit.

2. Veno-venöse ECMO (VV ECMO)
Dieses Verfahren unterstützt nur die Lunge.
Über eine große Kanüle in der rechten Leistenvene wird das sauerstoffarme Blut aus dem Patienten zum Oxygenator gepumpt. Mittels einer großen Kanüle in der anderen Leistenvene, oder über eine große Halsvene gelangt das aufbereitete Blut zurück in die untere, bzw. obere Hohlvene vor das rechte Herz. Das bereits sauerstoffreiche Blut durchfließt also bei diesem Verfahren noch das rechte Herz, den Lungenkreislauf und das linke Herz, bevor es in den großen Kreislauf gelangt.

Hier schafft die Lunge auch mit Unterstützung der Beatmung den Gasaustausch nicht mehr.

Indikationen hierfür wären:

  • eine schwere Pneumonie (Lungenentzündung)
  • eine schwere Prellung der Lunge, sie kann also vorübergehend nicht richtig arbeiten.
  • ein akutes Lungenversagen (ARDS)
  • Manchmal sind es auch vorübergehend Patienten, die eine VV ECMO bekommen, die einen schwerst verlegten Atemweg haben, beispielsweise einen Tumor, der die Luftröhre so abdrückt, dass man keinen Tubus rein bekommt. Damit die Oxygenierung gesichert ist und ein Zugang für die Beatmung gelegt werden kann (in dem Beispiel dann eher eine Trachealkanüle), kann eine ECMO verwendet werden.

Das ist allgemein sehr wichtig zu wissen, die ECMO ist eine vorübergehende Therapie!

  • Was ist der Unterschied zur Herz- Lungen- Maschine?

Ein ECMO-Gerät ist ein spezieller Oxygenator, genauer ein Membranoxygenator, der technisch einer Herz-Lungen-Maschine gleicht.

Je nachdem, welche ECMO angelegt wird, ist sie mit der Herz-Lungen- Maschine gleich zu setzen. Das ist beispielsweise bei der VA ECMO der Fall.

Mit Hilfe einer Pumpe wird über einen großen Gefäßkatheter kontinuierlich eine definierte Blutmenge pro Minute (im Schnitt sind das 5 bis 6 Liter) aus dem Körper des Patienten durch einen Membran-Oxygenator gepumpt. Dieser Oxygenator ersetzt den Gasaustausch in der Lunge: Er entfernt Kohlendioxid aus dem Blut und reichert es mit Sauerstoff an. Nach der Passage des Oxygenators gelangt das aufbereitete Blut über einen weiteren großen Gefäßkatheter zurück in den Blutkreislauf des Patienten.

Die VV ECMO hat keinen Einfluss auf das Herz, daher ist sie nicht mit der Herz-Lungen-Maschine gleich zu setzen.

Der Unterschied zu den Herzchirurgen und der Herz-Lungen-Maschine ist nur, dass die Kardiochirurgen näher ans Herz ran gehen, der Thorax (Brustkorb) eröffnet ist.

  • Wie wird im laufenden Betrieb die ECMO kontrolliert? Gibt es spezielle Blutabnahmen?

Das System muss permanent auf Materialermüdung oder Lecks kontrolliert werden. Schließlich werden 5 bis 6 Liter Blut pro Minute durch das System gepumpt. Ein Leck oder Materialermüdung können hier lebensgefährlich sein.
Auch bei einem Stillstand der Maschine kann es zu lebensgefährlichen Komplikationen kommen.

Auch muss die Membran muss auf Clots (Gerinnsel) kontrolliert werden.


Weiterhin wichtig sind die Messwerte am System. So zum Beispiel die Drücke und die Ansaugdrücke. Das System arbeitet mit Sog, sind die Ansaugdrücke zu hoch, so kann es passieren, dass das System nicht richtig arbeiten kann, weil es sich irgendwo ansaugt.

Man kann zusätzlich mittels einer Blutgasanalyse (BGA) schauen, ob die ECMO noch richtig funktioniert. Das macht man, indem man nach der Membran Blut abnimmt. Die Sauerstoff Oxygenierung (PaO²) müsste hier sehr, sehr hoch sein, damit man sagen kann, dass die Funktion gegeben ist. Man nennt das ein „Postoxygas“.

Sollte dieses Gas schlecht sein, dann kann es sein, dass ein neues System aufgebaut werden muss.

Es gibt ECMO Zentren in Deutschland, die regelmäßig ein Postoxygas bestimmen. Allerdings darf man nicht vergessen, dass das immer eine Manipulation am System ist. Daher ist die Abnahme gut abzuwägen.

  • Welche pflegerischen Standards hat die ANE ITS bei einem Patienten mit ECMO?

Was man wissen sollte ist, dass eine Pflegekraft das Zimmer nicht einfach verlassen darf. Möchte sie auf die Toilette oder zur Pause, dann muss sie von jemandem abgelöst werden. Ein einfaches „ich geh in die Pause, schau bitte auf meine Patienten“ geht hier nicht.

Auch sind immer Notfall Sachen am Bett, z.B. ECMO Klemmen oder eine Notfallkurbel, die den Antrieb der Maschine im Notfall gewährleistet.

Auch beim Thema Verbände gibt es einen Standard: Die Eintrittsstellen der Kanülen werden täglich gereinigt und neu verbunden.

Auch die Fixierung der Kanülen ist fest vorgeschrieben. So sind diese 6fach angenäht, mit Kabelbinder zusammengebunden und das ganze wird nochmal mit Schaumstoffband am Bein oder an der Stirn des Patienten befestigt.

Gewisse Labor Parameter werden individuell von Patient zu Patient besprochen und zählen hier nicht als Standard rein.

  • Wurde die ECMO am UKD aufgrund von Corona häufiger genutzt?

Nein!

  • Wie viele Patienten sind im UKD pro Jahr an der ECMO?
Quelle: UKD
  • Wie vielen Patienten hilft die ECMO?

Konkrete Zahlen kann man hier nicht nennen. Je jünger der Patient, desto besser das „Outcome“.
Desto früher man mit der ECMO beginnt, desto besser ist das ebenfalls für das Outcome. Allerding ist wichtig zu wissen, dass man bevor man eine ECMO anschließt erst einmal andere Wege probiert. Beispielsweise eine Bauchlagerung.

  • Gibt es Kontraindikationen?

Ja, die gibt es.

Bei einer VA ECMO sind das folgende:

  • Während einer Reanimationssituation ein nicht beobachteter Herzstillstand, heißt: keiner kann sagen, wie lange der Patient schon liegt.
  • Eine Reanimation, die schon sehr lange andauert.
  • Multimorbide und sehr schwer kranke Patienten.
  • eine schwere, maligne (bösartige) Grunderkrankung.

Bei einer VV ECMO sind das folgende:

  • Multimorbide und sehr schwer kranke Patienten.
  • eine schwere, maligne (bösartige) Grunderkrankung.
  • Patienten, die länger als 7 Tage mit sehr hohen Drücken beatmet wurden. Dadurch ist das Lungengewebe zerstört und auch eine ECMO würde keinen Erfolg bringen. Was einmal zerstört ist, ist zerstört!

Generell ist auch eine Patientenverfügung, die eine ECMO ausschließt eine Kontraindikation.

Auch schwere neurologische Schäden, die nicht mehr heilbar sind, sind eine Kontraindikation für die ECMO Therapie.

  • Wer darf Patienten mit ECMO betreuen?

Es ist kein Muss, dass man Fachschwester oder Fachpfleger ist ABER man muss eine gewisse fachliche Reife haben. Jemand frisch aus der Ausbildung ist einfach noch nicht in der Lage, einen Patienten an der ECMO zu betreuen.
Die Person sollte über ein überdurchschnittliches Wissen verfügen, da sind Themen wie Beatmung und das Herzkreislaufsystem essentiell wichtig!

Um einen Befähigungsnachweis zu haben, bietet das UKD im ISIMED (Interdisziplinäres Simulationszentrum Medizin Dresden) einen ECMO Workshop an. Dieser Workshop findet zweimal im Jahr statt. Eine Auffrischung sollte alle zwei Jahre stattfinden.
Der Workshop erstreckt sich über einen ganzen Tag und behandelt sowohl Theorie, als auch die Praxis. Beispielsweise wie ein ECMO System aufgebaut wird.

Ärzte und erfahrene PflegerInnen bilden hier gemeinsam das Team für die Workshop Teilnehmer.

Besondere Vorkommnisse oder Vorfälle, die so noch nie passiert sind werden im Team intern ohne Workshop zusätzlich noch besprochen.

Ein Patientenbett mit ECMO (vorn links) und Beatmung (hinten rechts). Hinter der Beatmung zu sehen sind Perfusoren zur Medikamentengabe. Hinten links der Monitor zur Überwachung der Vitalwerte. Der kleine Monitor über dem Bett gehört zur Beatmung „ELISA“ und zeigt die wichtigsten Daten der Beatmung. Einstellungen können hier vorgenommen werden. Nicht zu verwechseln mit der ECMO! Ein Patient ist trotz ECMO zu 98% beatmet.
Bildquelle: UKD
  • Wie viele Patienten an der ECMO können zeitgleich auf ANE ITS betreut werden?

Rein von den Maschinen her sind 11 ECMOs auf ANE ITS vorhanden, eine davon ist immer Reserve. Also maximal könnte man 10 Patienten mit laufender ECMO betreuen. Das würde aber auch eine Umstrukturierung im Team bedeuten, da ein ECMO Patient einen deutlich höheren Aufwand bedeutet.

Die klassische Saison für ECMOs sind die Wintermonate Januar bis April. Hier ist einfach die Saison für Lungenentzündungen und Grippe. In allen anderen Monaten gibt es natürlich auch ECMO Patienten, denn der Herzinfarkt ist nicht vom Wetter abhängig.


Es gibt übrigens nur ganz wenig Fälle, bei denen die Patienten eine ECMO haben, aber nicht beatmet sind. Zu 98% sind die Patienten beatmet.


Übrigens noch ein kleiner Funfact für dich über die ANE ITS:
Die ca. 2000 Patienten, die pro Jahr auf der anästhesiologischen Intensivstation behandelt werden, setzen sich zu ca. 60% aus postoperativ zu betreuenden Patienten der aller operativen Disziplinen und ca. 40% akute Notaufnahmen zusammen. Diese zweite große Gruppe umfasst Patienten mit Sepsis oder septischem Schock, mit Polytrauma, Schädel-Hirn-Trauma oder intrakraniellen Blutungen sowie Patienten, die ein akutes Lungenversagen entwickelt haben. Außerdem erfolgt die Zuweisung von Patienten aus auswärtigen Krankenhäusern, wenn die erforderlichen diagnostischen und/oder therapeutischen Möglichkeiten dort nicht zur Verfügung stehen oder ausgeschöpft sind.


Wenn dich das Thema ECMO interessiert oder du allgemein ein großes Interesse an der Intensivmedizin hast und dir vorstellen kannst, bei uns im UKD tätig zu sein, dann kann ich dir folgende Stellenanzeige empfehlen (HIER KLICKEN)
Gesucht werden Gesundheits- und KrankenpflegerInnen im Bereich der Intensivmedizin, unter anderem auch auf ANE ITS.
Bei deiner Bewerbung darfst du gern erwähnen, dass du durch mich, Sarah Küttner/Ossilinchen aufmerksam geworden bist.


Die zuständige PDL Frau Zimmer durfte ich schon einige male persönlich kennenlernen, sie war unteranderem heute bei dem Termin dabei. Ich habe sie immer als sehr freundlich und interessiert am Mitarbeiter kennengelernt. Ich war erstaunt, wie sie sich die ganzen Namen der Kollegen merken kann und auch darüber, dass man sie jederzeit ansprechen kann, wenn sie auf den Stationen vorbei kommt.

Nachgefragt im UKD- Ossilinchen trifft die Dialyse

Die Dialyse ist für mich thematisch in den Fokus gerutscht, seitdem ich auf Intensivstation arbeite. Aber wenn ich ehrlich bin, dann ist das kein spezifisches ITS Thema. Überall im UKD trifft man auf Patienten, die zur Dialyse müssen. Die einen müssen dafür mehrmals die Woche in die Klinik kommen, die anderen können diese zu Hause durchführen. Es gibt viele Formen der Dialyse und vor allem auch Indikationen.
Auch ihr habt mir einige Fragen zu dem Thema gestellt. Die ein oder anderen kennen vielleicht sogar jemanden, der zur Dialyse geht oder in einer Akutsituation eine Dialyse hatte.


Um etwas Licht in das Thema zu bringen habe ich mich heute mit Dr. med. Julian Stumpf getroffen. Er ist Facharzt für Innere Medizin und Nephrologie und arbeitet im KfH Nierenzentrum im UKD.

Das KfH Nierenzentrum ist im Haus 19 zu finden.

Haus 19 befindet sich im grünen Bereich B.

Bereits seit 1994 bietet das KfH Team Patienten mit Nierenerkrankungen eine hochwertige und umfassende Betreuung. Im Mittelpunkt der Behandlung steht die Verbesserung der Lebensqualität der Patienten. Dazu gehört die Therapie (Dialyse und nephrologische Sprechstunde) nach aktuellen medizinischen, technischen und qualitätsgesicherten Standards.

Darüber hinaus koordinieren die KollegInnen die stationäre Behandlung akut und chronisch nierenkranker Patienten mit den entsprechenden Abteilungen des UKD. So wird die Kontinuität in der Behandlung sichergestellt.

Gastdialysepatienten sind im KfH-Nierenzentrum ebenfalls herzlich willkommen. So findet man auch im Urlaub den bekannten KfH-Dialysestandard wieder. Alle die, die in der Lausitz, im Elbsandsteingebirge oder im Erzgebirge Urlaub machen und auf eine Dialyse angewiesen sind, sollten das KfH Nierenzentrum im Hinterkopf behalten.

KfH Kuratorium für Dialyse und Nierentransplantation e.V. KfH-Dialysezentrum am Universitätsklinikum Dresden
Haus 19
Fetscherstr. 74
01307 Dresden
Telefon: 0351/446 966-0


Wie immer konntet ihr Fragen stellen, die ich mit ins Gespräch genommen habe. Diese sind heute so speziell gefragt, dass der Beitrag rein auf Ihnen aufbaut, da sie alle Unklarheiten beseitigen sollten.

  • Welche Formen der Dialyse gibt es?

Es gibt die Peritonealdialyse (PD) und die Hämodialyse.

Stellt man die Frage etwas anders und fragt, welche Nierenersatzverfahren es gibt, dann müsste man als dritten Punkt auch noch die Nierentransplantation aufnehmen.

Peritonealdialyse (PD)

Die meisten werden diese Form als „Bauchfelldialyse“ kennen.

Die PD schenkt meist größere Unabhängigkeit als die Therapie in einem Nierenzentrum. Wenn man bestimmte Hygienerichtlinien einhält, dann kann man die PD fast überall durchführen. Egal ob im Büro, zu Hause oder im Urlaub. Allerdings kann die PD nicht alle Nierenfunktionen ersetzen. Beispielweise kann es sein, dass man blutdrucksenkende Medikamente nehmen muss.

Um diese Form der Dialyse zu gewährleisten, wird ein dünner Dauerkatheter fest in die Bauchdecke eingesetzt. Durch diesen leitet man zwei Liter einer Spülflüssigkeit in die Bauchhöhle. Über die feinen Poren des Bauchfells gelangen Substanzen, die normalerweise über den Harn ausgeschieden werden (Harnstoff, Kreatinin, Kalium, Phosphat), in die Spülflüssigkeit. Damit überschüssiges Wasser aus dem Körper gezogen werden kann, enthält die Lösung Stoffe, die Wasser binden. Nach etwa vier bis sechs Stunden wird die Spülflüssigkeit über den Katheter in einen Beutel abgelassen und durch frische Lösung ersetzt. Der Beutelwechsel sollte alle drei bis acht Stunden stattfinden. Den genauen Zeitpunkt kann der Patient selbst festlegen.

Quelle: http://www.kfh.de

Den Beutelwechsel kann auch ein Gerät übernehmen, meist nachts, wenn der Patient schläft. Je nach Häufigkeit und Dialysezeitpunkt gibt es verschiedene Varianten. Welche Variante die Beste ist, das hängt von der Beschaffenheit des Bauchfells und den Lebensumständen ab. Diese Entscheidung wird immer zusammen mit dem Arzt getroffen.

Hämodialyse

Bei der Hämodialyse wird ein Dialysegerät verwendet, das das Blut durch einen besonderen Filter pumpt. In diesem Dialysator filtert eine feine Membran Stoffwechselabbauprodukte aus dem Blut heraus. Das sind giftige Substanzen, die bei gesunden Menschen über den Harn ausgeschieden werden. Harnstoff, Kreatinin, Kalium, Phosphat sowie überschüssiges Körperwasser. Lebenswichtige Blutzellen und Eiweiße werden dagegen zurückgehalten. Das so gereinigte Blut wird dem Körper anschließend wieder zurückgeführt.

Quelle: http://www.kfh.de

Für eine Hämodialyse benötigt man einen kräftigen Blutfluss im Dialysegerät. Der Druck wäre für die normale Vene zu hoch, daher wird eine künstliche Verbindung zwischen der Arterie und der Vene geschaffen- meist am Unterarm. Auf ITS sind die Zugänge nochmal anders, dazu weiter unten dann mehr.
Durch diesen „Shunt“ wird die Vene mit einem höheren Druck und einer höheren Fließgeschwindigkeit vom Blut durchströmt. Über diesen Shunt wird das Dialysegerät angeschlossen. Das passiert mittels zwei Nadeln, die in den Shunt gestochen werden und darüber dann mit zwei Schläuchen aus dem Gerät verbunden werden. Durch den ersten Schlauch fließt das ungefilterte Blut in das Dialysegerät hinein, durch den zweiten Schlauch fließt das gereinigte Blut zurück in den Körper.


Bei uns auf Intensivstation sieht eine Hämodialyse so aus:

Hier ist die Dialyse gerade am am Patienten angeschlossen.
Diese Dialyse kreiselt gerade, heißt sie ist vom Patienten abgeschlossen wurden, damit dieser zu einer Untersuchung kann und die Behandlung danach weiter gehen kann.
Eine laufende Dialyse. Das Video wurde mir von einem Facharzt auf ITS zur Verwendung des Beitrages zugesendet.

Den Aufbau der Dialyse übernimmt immer eine Schwester aus dem KfH Nierenzentrum, das erstmalige Anschließen übernimmt ein Arzt von da. Wenn die Therapie einmal läuft, dann überwachen wir Schwestern auf ITS gemeinsam mit einem Arzt von ITS die laufende Therapie.
Muss ein Patient dann zum Beispiel ins CT oder MRT und die Dialyse muss pausiert werden, dann schließen wir als Schwestern die Dialyse ab und auch wieder an. In der Zeit kreiselt die Dialyse. Dazu benötigt man einen NaCl 0,9 % Beutel (isotonische Kochsalzlösung), das siehst du am Gerät oben links, der Beutel, der leicht mit Blut gefüllt ist. Nach einem genauen Schema wird die Dialyse dann diskonnektiert und später wieder konnektiert.

Auf Intensivstation gibt es noch zwei verschiedene Arten der Hämodialyse, einmal die CVVHD (kontinuierliche, venovenöse Hämodialyse= CVVH Dialyse) und einmal die CI-CA CVVHD (Citrat Calcium)

CVVH Dialyse

Die kontinuierliche venovenöse Hämodialyse, ist eine kontinuierliche Form der Hämodialyse. Sie wird über mehrere Tage hinweg für 24 Stunden am Tag angewendet. Maximal laufen kann sie am Stück bis zu 72 h, danach muss ein neues System aufgebaut werden.

Die kontinuierliche venovenöse Hämodialyse dient zur diffusiven Clearance von überschüssigen Stoffwechselendprodukten und kleinen Molekülen sowie zur Regulation des Elektrolyt- und Säure-Basen-Haushalts und zum Entzug überschüssiger Flüssigkeit. Einsatzgebiete sind u.a.:

  • Akutes Nierenversagen
  • Hyperkaliämie (zu hohes Kalium)
  • Massive, nicht anders therapierbare Überwässerung
  • andere Ursachen, die aber an der Stelle zu tief ins Detail gehen und wirklich ein wenig medizinische Vorkenntnisse voraussetzen.

Auf ITS werden dieser Form der Dialyse Heparin als Antikoagulation (Gabe eines Medikaments zur Hemmung der Blutgerinnung) hinzugeführt. Anders als bei der CI-CA, denn hier ist die Kombination aus Citrat und Calcium als Antikoagulation hinzugeführt.

Heparin wirkt systemisch, also sowohl auf den Kreislauf des Patienten, als auch auf den extrakorporalen Kreislauf, sprich auf den Kreislauf im Dialysegerät. Wichtig zu wissen ist, dass es gewisse Kontraindikationen gibt, beispielsweise eine hohe Blutungsneigung des Patienten.

CI-CA CVVHD:

Hier findet eine integrierte, regionale Citratantikoagulation statt. Heißt: es ist eine Dialyse Form, bei der (Natrium) Citrat zugefügt wird. Der Vorteil hier ist, dass die Gerinnungseigenschaften gänzlich extrakorporal, also außerhalb des Körpers des Patienten stattfinden, nämlich im Dialysesystem. Durch das Natriumcitrat soll die Gerinnung des Blutes in der Maschine verhindert werden. Calcium ist für die Gerinnung sehr wichtig und wird durch das Citrat „weggefangen“, so entsteht der Effekt, dass die Dialyse quasi „nicht zu geht“ und in der Regel bis zu 72 h laufen kann. Eine Heparindialyse geht häufiger „zu“ und man braucht zeitnah ein neues System.

Da Calcium aber für den Körper wichtig ist, muss dem Kreislauf der Dialyse wieder welches zugeführt werden, bevor es zum Patienten geht.


Da ich bei der CVVHD schon erwähnt habe, dass Patienten, die eine erhöhte Blutungsneigung haben eher nicht davon profitieren würden, ist die CI CA CVVHD hier meist indiziert, denn es gibt wenige Gründe, warum sie ein Patient nicht bekommen kann.


Allerdings möchte ich nochmals darauf hinweisen, dass sowohl die CVVHD, als auch die CI-CA CVVHD auf ITS zum Einsatz kommen, also mit keinem Dialysezentrum und deren Patienten zu vergleichen sind.

  • Wann benötigt man eine Dialyse?

Da wir einmal beim ITS Patienten waren, möchte ich kurz bei den Indikationen für diese Patientengruppe bleiben:

-> Eine starke Volumenüberladung mit Symptomen wie starker Luftnot.
-> Der Patient hat keine Ausscheidung.
-> Ein zu hoher Kaliumwert, der konservativ nicht behandelt werden kann. Die Normwerte für Kalium sind sehr straff, demzufolge kann ein zu hohes Kalium schnell zu Herzrhythmusstörungen bis hin zu Herzstillstand führen.
-> Auch eine Vergiftung kann eine Indikation für eine Dialyse sein.

Gehen wir weg vom ITS Patienten, dann kann man folgende Indikationen nennen:

-> Ein chronisches Nierenversagen, wenn der Patient durch seine Nierenerkrankung im Leben eingeschränkt ist. Beispielsweise kann das eine Leistungsminderung sein oder ein erhöhter Blutdruck, wenig Appetit, schwer steuerbare Elektrolytwerte (unter anderem Kalium).
-> Alle genannten Gründe sind gepaart mit schlechten Nierenwerten. Keiner muss nur wegen einem hohen Blutdruck an die Dialyse.


Für das bessere Verständnis möchte ich noch kurz auf die Aufgaben der Nieren eingehen.

Die Nieren sind Ausscheidungsorgane des Körpers und filtern Abbauprodukte und Giftstoffe aus dem Blut.
Zusammen mit Wasser bilden sie den Harn, der schließlich über die Harnblase ausgeschieden wird. Die Niere hält die Konzentration der Elektrolyte im Blut konstant und beeinflusst zudem über den Wassergehalt auch den Langzeit- Blutdruck. Daneben wird in den Nieren Glukose aus den Stoffwechselprodukten von Fett und Eiweiß hergestellt.

Bei schweren Nierenschäden sind Blutdruckregulation und Hormonhaushalt gestört, in der Folge werden andere Organe geschädigt. Chronisch Nierenkranke benötigen regelmäßig eine Dialyse. Bei Verlust der Nierenfunktion kann eine Nierentransplantation helfen.

  • Bedarf es spezieller Zugänge für die Dialyse?

Ja. Ein Patient mit einer PD braucht einen Bauchfelldialysekatheter, der nach der Anlage erstmal ca. 6 Wochen einheilen muss, bevor er befahren werden kann. In der Zeit gibt es dann überbrückend einen anderen Zugang, damit die Dialyse starten kann. Dieser wird dann wieder entfernt, wenn die PD startet.

Dann gibt es einen sogenannten Shunt. Diese Verbindung zwischen Arterie und Vene wird meist in den Unterarm gelegt. Auch der muss erst einmal einheilen, bevor er verwendet werden kann. Meist liegen sie am Unterarm, denn desto weiter weg sie vom Herzen liegen, desto besser ist das für den Kreislauf. Manchmal müssen sie auch am Oberarm gelegt werden, hier sind die Gefäße aber etwas tiefer, diese muss man dann für den Shunt „vorverlegen“, da der Shunt ja regelmäßig angestochen werden muss.

Gibt es keine geeigneten Gefäße, dann gibt es noch die Möglichkeit eines Prothesenshunts. Diese bringen ein erhöhtes Infektionsrisiko mit sich.

Wenn es gar keine adäquaten Möglichkeiten für einen Zugang gibt, dann ist der Patient ein „high urgency“ Patient, bedeutet ein hochdringlicher Fall für eine Organspende.

Bei einem ITS Patienten gibt es noch den Sheldon Katheter als Zugang für die Dialyse. Diese liegen immer in einer Vene (Vena jugularis, Vena femoralis oder seltenst auch in der Vena subclavia)-> grob erklärt am Hals, in der Leiste oder am Schlüsselbein.

  • Wie lange läuft eine Dialyse?

Pauschal kann man das so nicht unbedingt sagen. Ein ambulanter Patient ist ca. 4 Stunden 10 Minuten oder 4 Stunden 30 Minuten an der Dialyse dran.
Große und kräftige Patienten oder diejenigen, die sich nicht an die Trinkmengenbeschränkung halten auch manchmal 5 Stunden. Gleich ist bei beiden Zeiten aber, dass sie 3x in der Woche da sind. Also wirklich 3x in der Woche ins Dialysezentrum müssen.

Ganz besondere Patienten, beispielsweise palliative Patienten, die eine Dialyse möchten aber nicht 3x in der Woche da hin wollen können auch 2x pro Woche dialysiert werden.

Sogenannte „limited care“ Patienten sind Patienten, die sehr jung oder sehr gesund sind, bei denen keine Komplikationen zu erwarten sind. Sie stehen mitten im Leben, gehen ihrem Arbeitsalltag nach und kommen dann von 19 bis 24 Uhr zur Dialyse. Diese werden zu Beginn von einem Arzt gesehen, angeschlossen und dann nur noch von einer Schwester betreut.

Es gibt unter gewissen Umständen auch Patienten, die eine Hämodialyse zu Hause durchführen. Diese sind dann in der Anzahl an Stunden meist kürzer dran, allerdings auch häufiger in der Woche.

Ein ITS Patient hängt den ganzen Tag an der Dialyse, bis zu 72 h, danach gibt es ein neues System, also auch eine kleine Therapieunterbrechung.

  • Was muss der Patient beachten, sowohl während der Behandlung, als auch danach?

Ein Bauchfelldialysepatient muss beispielsweise wissen, dass auf der Haut natürlich vorkommend Keime sind. Seinen Katheter in die Bauchdecke führend muss er gut reinigen. Es gibt im Katheter eine Art „Muffe“, die als Infektionsbarriere dient. Dennoch sollten diese Patienten nicht in einen Tümpel oder ähnliches springen.

Für Patienten mit einem Kathetern gibt es zum Beispiel auch Duschpflaster.

Ein Patient mit einem Shunt sollte darauf achten, dass er seinen Shuntarm nicht zu stark belastet, nicht zu schwer hebt und auch nicht gerade Kampfsport macht, bei dem der Arm bzw. der Shunt verletzt werden kann. Ebenfalls sollte auf das Training mit Hanteln verzichtet werden!

Wichtig zu wissen ist auch, dass die Patienten allgemein ihre Reisen lange und gut im Voraus planen müssen. Ein Patient mit der Bauchfelldialyse muss klären, dass seine Flüssigkeiten für die Dialyse am Urlaubsort ankommen, vor allem bei Flugreisen sehr wichtig zu planen, denn hier geht es um mehrere Liter Flüssigkeit.
Ein Patient mit einer Hämodialyse muss sich am Urlaubsziel mit einem Dialysezentrum in Verbindung setzen und fragen, ob für Ihn überhaupt eine Kapazität vorhanden ist und die Behandlung möglich ist.

Einige Patienten nehmen viele Medikamente, manchmal müssen sie sich auch spritzen. Diese Medikamente müssen bei Flugreisen ins Handgepäck. Daher benötigen ein ärztliches Attest für den Zoll.

All das klingt sehr hart aber es ist als Dialysepatient mehr möglich, als man denkt. Der Sinn und Zweck ist ja auch, dass der Patient an dialysefreien Tagen ein normales Leben führen kann.

  • Muss der Patient bei der Ernährung oder beim Trinken etwas beachten?

Ja, allerdings muss man hier unterscheiden, ob der Patient nierenkrank ist aber keine Dialyse hat oder ob er auf eine Dialyse angewiesen ist.

Ist ein Patient nierenkrank und hat einen erhöhten Blutdruck, dann sollte er sich möglichst salzarm ernähren. Auch wenn man weiß, dass nicht jeder Patient darauf anspricht.

Die sogenannte mediterrane Diät ist eigentlich ideal, da sie sehr gesund ist, die Speisen frisch zubereitet werden und ungesättigte Fettsäuren ideal sind.
Sollte der Kaliumwert entglitten sein, was heißt, der Kaliumwert ist zu hoch, dann sollte man kaliumreiche Kost meiden, beispielsweise rotes Obst und Gemüse.

Auch sollte man nicht zu viel Eiweiß zu sich nehmen. 2/3 des zugeführten Eiweißes sollte biologisch hochwertig sein.


Ist der Patient an der Dialyse, dann muss er sich eiweißtechnisch nicht mehr ganz so stark einschränken. Allgemein schlecht sind Phosphate, vor allem zu finden in Fertigprodukten, diese sollte man meiden.

Patienten mit einer Bauchfelldialyse sollten wissen, dass sie zu Beginn durchaus 2 kg zunehmen können, da das Dialysat zuckerreich ist.


Patienten, die keine Diurese haben (keine Urinausscheidung), haben in der Regel eine Trinkmengenbeschränkung von 800 ml bis 1 Liter pro Tag.
Alle diejenigen, die eine Restausscheidung haben, können ca. 500 ml mehr trinken, als sie Urinausscheidung haben. Aber das sind Anhaltspunkte und von Patient zu Patient verschieden. Die individuelle Entscheidung trifft der behandelnde Arzt.

Patienten, die eine Nierentransplantation hinter sich haben sollten keine Rohmilchprodukte und kein rohes Fleisch/Fisch zu sich nehmen. Ebenfalls kein Softeis.

  • Kann eine Hämodialyse auch zu Hause durchgeführt werden?

Ja, unter bestimmten Voraussetzungen geht das. Bedeutet aber auch, dass sich der Patient seinen Shunt selbst anstechen muss.

  • Hat man Chancen, von einer Dialyse wieder weg zu kommen?

Ja aber dass sind eher die seltensten Fälle, außer man bekommt eine neue Niere. In der Regel sind die Patienten, die eine Dialyse brauchen ihr Leben lang dialysepflichtig außer eben, sie bekommen eine neue Niere transplantiert.

Generell ist es so, dass die Niere sehr schlecht regeneriert. Hat man aber zum Beispiel eine Grunderkrankung, die eine Niereninsuffizienz mit sich bringt und man kann diese Grunderkrankung heilen, dann stehen die Chancen gut, dass die Nierenfunktion wieder besser wird. Das gilt aber nur für ein akutes Nierenversagen.

Sind die Nieren einmal im chronischen Nierenversagen, dann hilft nur eine Transplantation.

Man kann lediglich im Vorfeld schauen, dass man versucht, die Patienten möglichst spät an die Dialyse zu bekommen oder dass sie mittels Medikamenten erst gar nicht dran müssen. Es ist belegt, dass 1/3 der Dialysepatienten Diabetiker sind, 1/5 der Patienten sind Patienten mit erhöhtem Blutdruck.


Kurz und knapp zusammengefasst kann man sagen:

-> Die Peritonealdialyse ist die häufigste Form der Heimdialyseverfahren.

-> Bei der PD findet die Entfernung der Stoffwechselprodukte ähnlich der gesunden Nierenleistung kontinuierlich statt.

-> Für die Hämodialyse wird operativ eine Dialysefistel (meist am Unterarm) angelegt. Diese wird zu jeder Behandlung punktiert und mit dem Dialyseschlauchsystem verbunden.

-> In der Regel gibt es Einschränkungen bei der Ernährung, weil die Entfernung der Stoffwechselabbauprodukte und des Wassers (Ultrafiltration) nur begrenzt zu festgelegten Zeiten stattfindet.


Statistiken zeigen, dass Dialysepatienten mit weniger Lebenserwartung zu rechnen haben. Leider gibt es keine Statistik für Deutschland. Schaut man aber Beispielsweise in die USA, dann sieht man da zum Beispiel, dass ein 35 jähriger Patient, der an die Dialyse muss, statistisch gesehen noch 13 Jahre zu leben hat, also mit 48 Jahren verstirbt. Das sind stupide Zahlen und sicherlich gibt es auch Ausnahmen. Dr. Stumpf berichtete mir von Patienten, die durchaus viel länger an der Dialyse sind. Trotzdem erschrecken mich solche Zahlen.

Je länger der Patient dialysiert wird (also statt den 4 Stunden 30 Minuten vielleicht 7 Stunden), desto mehr gleicht sich die Lebenserwartung an die „normale“ an. Allerdings sind 7 Stunden 3x in der Woche auch keine Lebensqualität, daher muss man wirklich auch immer abwägen.