Nachgefragt im UKD- Ossilinchen trifft den Augen OP

In meinem Beitrag rund um das Thema OP (hier klicken) habe ich euch einen großen Einblick in die Orthopädie und Unfallchirurgie gegeben. Im Beitrag gab es allerdings nur einen kleinen Einblick in den Augen OP. Doch das möchte ich heute ändern, denn der Augen OP ist weitaus mehr, als „nur“ Katarakt (Grauer Star) OP´s.

Um euch das Fachgebiet umfassend zeigen zu können, habe ich vier Stunden im Augen OP hospitiert und einiges gesehen. Anja Kurze, die Fachbereichsleitung hat mich die ganze Zeit begleitet, mir die Dinge gezeigt und erklärt.

**** Trigger Warnung**** Es sind im Beitrag Bilder von Augen OP´s zu sehen. Wer diese nicht sehen kann, sollte nicht weiter scrollen!!!


Der OP Trakt besteht aus 4 OP Sälen. In einem wird das ganze Spektrum der Medizin bedient. Hier wird auch intubiert, in den anderen 3 Sälen sind die Patienten wach. So kommen PRO Tag 50 bis 60 OP´s zusammen.

Intubationszubehör

In einem Vorraum werden die Patienten durch ärztliches und pflegerisches Personal auf die jeweilig geplante Operation vorbereitet. Im Saal selbst werden die Patienten nochmals nach der Identität befragt und das sowohl von der Pflege, als auch vom Arzt. Eine zweifelsfreie Identifikation ist immer wichtig und absolut notwendig. Bei einem so hohen Durchlauf an Patienten muss aber darauf nochmal ein besonderes Augenmerk gelegt werden.

Die häufigsten Operationen sind die des grauen Stars, d.h. die Entfernung der getrübten Augenlinse und des Ersatzes durch eine Kunstlinse. Eine solche OP durfte ich heute auch sehen und ich bin absolut begeistert von der filigranen Arbeit. Klar, das Auge ist unser Sehorgan, mit ihm muss gut umgegangen werden aber wie fein da am Auge mittels Mikroskop operiert wurde, das hat mich echt fasziniert.

Dank der Kamera, die intraoperativ verwendet wurde, konnte ich quasi live bei der OP dabei sein. Hier sieht man, wie die trübe Linse langsam entfernt wird. Natürlich nur als Momentaufnahme, damit man mal eine Vorstellung vom ganzen hat.
Hier sieht man die bereits neu eingesetzte Linse. Wenn man ganz genau schaut, dann sieht man links und rechts kleine „Arme“.
Diese sorgen dafür, dass die Linse fest sitzt und nicht verrutscht. Da die Schnitte so klein sind, muss nicht genäht werden. Es wird mit einer Methode gearbeitet die dafür sorgt, dass sich die kleinen Schnitte selbst verschließen.

Weiterhin kommen u.a. Operationen an der Netzhaut wie zum Beispiel bei Ablösung dieser im Augen OP vor. Eine Netzhautablösung ist eine absolute Notfallsituation und muss SOFORT operiert werden.

So sieht eine gesunde Netzhaut aus, wenn sie beleuchtet wird.
Bildquelle: UKD Schwester Anja Kurze
Hier sieht man eine Netzhaut OP mit einer Methode, die ebenfalls keine Nähte erfordert. Das eine „Röhrchen“ ist dafür da, dass man das Auge von innen beleuchten kann, das andere dafür, dass eine Infusion läuft, sonst würde das Auge kollabieren und das dritte ist quasi das Arbeitsinstrument. Bildquelle: UKD: Schwester Anja Kurze

Ein solcher OP Saal ist abgedunkelt, da man ja das Auge von innen beleuchten will und muss, um alles gut beurteilen zu können. Auch eine solche OP durfte ich heute sehen.


Operationen des grünen Stars (Glaukom) sind ebenfalls sehr oft anzutreffen.
Ein Glaukom bezeichnet eine Gruppe verschiedener Augenerkrankungen, die meist lange Zeit unbemerkt bleiben, jedoch den Sehnerv schädigen und auf Dauer das Sehvermögen einschränken. Schlimmstenfalls erblindet das Auge. Beide Augen können (zeitversetzt) erkranken.

Hauptrisikofaktor eines Glaukoms ist ein individuell erhöhter Augeninnendruck.
Diesen Druck kann man durch verschiedene Maßnahmen (versuchen) zu senken. Mittel der Wahl ist hier natürlich erstmal die konservative Behandlung mittels Augentropfen.

Hilft das nicht, dann müssen operative Methoden zu Rate gezogen werden:

  • Zum einen kann man das mittels Laser versuchen, um die Kammerwasserbildenden Zellen zu zerstören, die zu viel Flüssigkeit produzieren und den Augeninnendruck steigen lassen.
So sieht schematisch dargestellt ein Lasereingriff aus.
  • Eine weitere Möglichkeit kann die Trabekulektomie sein. Dabei wird chirurgisch ein Ventil geschaffen, über das der Augeninnendruck reguliert werden kann. Das Kammerwasser wird quasi „natürlich“ hinter die Bindehaut abgeleitet und soll dort resorbiert werden. Wenn der Augeninnendruck zu groß wird, kann Kammerwasser abfließen und der Druck sinkt wieder, bevor der Sehnerv weiter geschädigt wird.
  • Hilft das natürliche Ventil nicht, dann muss ein Silikonventil her. Auch dieses Ventil soll dafür sorgen, dass das Kammerwasser abfließen kann.

Auch plastische Operationen insbesondere der Augenlider (u.a. Tumor Entfernungen, Korrektur aller Lidfehlstellungen…) finden statt. Eine solche OP habe ich heute auch gesehen und ich muss immer wieder sagen, dass es mich fasziniert, dass die Patienten ja zum größten Teil wach sind. Nur die wenigsten OP´s finden in Vollnarkose, also beatmet statt.

Auch Operationen an den Tränenwegen, Schieloperationen, Transplantationen der Hornhaut, hornhautstabilisierende Operationen oder die Entfernung des Bulbus (Augapfel) sind Leistungsspektrum der Augenklinik am UKD. Alles, was in diesem Fachgebiet möglich ist, kann der Augen OP am Uniklinikum Dresden leisten und abdecken!

Eine OP hier dauert so zwischen 10 Minuten und zwei Stunden. Dadurch kann natürlich auch der hohe Durchlauf gewährleistet werden.

Damit man mal eine Vorstellung von Nahtmaterial im Augen OP hat, hier mal ein Größenvergleich.

Unterschiedliche Betäubungsformen werden dabei eingesetzt. Am häufigsten wird das Auge durch Umspritzung betäubt (Para- bzw. Retrobulbäranästhesie). Das durfte ich heute auch sehen und ganz ehrlich? Ich hab mitgelitten! Es wird nicht in das Auge gespritzt, sondern dahinter, um alles zu betäuben aber als ich die Nadel dann gesehen habe und es für den Patienten doch unangenehm war, da habe ich wirklich mitgelitten.

Folgendes braucht man dafür.

Kinder bis etwa 15 Jahre oder Patienten mit besonderen Indikationen werden in Vollnarkose operiert. Das entscheidet dann der Anästhesist im Vorfeld, schließlich muss der Patient / die Erziehungsberechtigten auch aufgeklärt werden.
Immer donnerstags finden die Augen OP´s bei den Kindern statt. Dazu kommt auch immer eine Kinderkrankenschwester und es gibt einen extra Raum, den Sternchenraum, zum Aufwachen für die Kids.


Bei Operationen der vorderen Augenabschnitte, wie Kataraktoperationen oder Operationen, die im wesentlichen Manipulationen an der Hornhaut, Bindehaut oder Vorderkammer betreffen, kann das Auge durch Tropfen betäubt werden. Diese so genannte Tropfanästhesie ist allerdings nur bei Operationen an den vorderen Augenabschnitten ausreichend wirksam.


Ist die OP dann überstanden und die Patienten benötigen noch etwas Zeit zum wach werden, dann geht’s in den Aufwachraum. Hier wird aber zum Beispiel auch die Para- bzw. Retrobulbäranästhesie durchgeführt.

Aufwachraum im Augen OP

Alle genannten OP´s sind in der Regel stationär aufgenommen. Letztendlich ist das immer eine Entscheidung von Arzt und Patient, ob eine stationäre Aufnahme erforderlich ist oder nicht.
Es gibt daher auch ganz viele Patienten, die ambulant operiert werden.


Ambulantes Operieren

Das Spektrum der ambulanten Operationen umfasst sämtliche lidchirurgische Eingriffe wie z. B. Lidentzündungen, Lidfehlstellungen, Lidtumore. Ebenfalls können Kältebehandlungen wie z. B. für Netzhautdegenerationen oder auch Gefäßneubildungen an Iris und Netzhaut durchgeführt werden. An Eingriffen im Inneren des Auges werden die Operationen des Grauen Stars (Katarakt) und Eingriffe an der Iris (periphere Iridektomie) durchgeführt.

Die Patienten, die sich zur ambulanten OP vorstellen, sollten auf jeden Fall Op-fähig sein, d.h. es sollten keine schwerwiegenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorliegen, blutverdünnende Medikamente wie z. B. Falithrom oder ASS sollten nicht genommen werden.

Alle Patienten müssen vor der Operation schriftlich einwilligen. Dies bedeutet, dass die Patienten in der Regel mindestens einmal vor der Operation in die Augenklinik kommen müssen. Bei dieser ersten Vorstellung, die in der Regel in der Poliklinik oder in der Privatsprechstunde stattfindet, werden die Patienten untersucht und das weitere Vorgehen besprochen.

Einige Tage später erfolgt dann die Operation. Normalerweise kommen die Patienten morgens in die Augenklinik und werden für die Operation vorbereitet. Nach der Operation können die Patienten nach einer kurzen „Verschnaufpause“ die Klinik verlassen.

Zu finden ist die Augenklinik im Haus 33- blauer Bereich A

Was übrigens auch im Augen OP stattfindet, da es wichtig ist, dass es unter sterilen Bedingungen stattfindet, ist die Injektion von Medikamenten in den Glaskörper des Auges.
Das macht man bei der feuchten Makuladegeneration.
Der schärfste Punkt des Sehens im Auge ist der gelbe Fleck, die Makula. Durch Ödeme (Flüssigkeitsansammlungen) kann dieser Punkt geschädigt werden und das Sehen, vor allem das scharf sehen kann gestört werden.

Mittels dem Medikament soll die Ödem Bildung reduziert/verhindert werden. Der Eingriff selbst geht ganz schnell, das habe ich heute auch gesehen. Ca. alle 6 Wochen kommen die Patienten für diesen Eingriff zu uns ins UKD.
Es gibt auch Augenärzte, die dieses Verfahren in ihren Praxen machen. Es steht mir nicht zu darüber zu urteilen aber die Begründung von Schwester Anja hat mir absolut eingeleuchtet, warum das bei uns am Haus im OP stattfindet.
Schließlich sind hier die sterilsten Bedingungen gegeben. Keime im Auge, die zu einer Endophthalmitis führen können, sind nicht witzig und haben eine schlechte Prognose. Wenn von einer Endophthalmitis die Rede ist, dann spricht man von einer Entzündung im Augeninneren.


Wie immer gab es aber auch für euch die Chance Fragen zu stellen:

  • Wie viele zusätzliche Pflegekräfte braucht es jetzt mit dem Neubau der Anästhesie?

Ein Neubau der Anästhesie ist mir nicht bekannt, ich schätze die Frage zielt auf den Neubau des Haus 32 und dem OP Trakt ab. Damit hat der Augen OP aber nichts zu tun, daher kann die Frage an der Stelle leider nicht beantwortet werden.

  • Wie sieht ein Notfall im Augen OP aus?

Verletzungen jeglicher Art zählen zu einem Notfall. Also Verletzungen der Lider, der Tränenwege oder des Auges an sich.

Ebenfalls Verätzungen oder Netzhautablösungen sind absolute Notfälle.

Auch der Glaukomanfall, also der plötzlich stark ansteigende Augeninnendruck zählt zu einem Notfall.

  • Was macht den Beruf hier so spannend im Vergleich zu anderen OP´s?

Schwester Anja nannte mir folgende Gründe:

Der Augen OP ist etwas ganz anderes, als die „großen“ OP´s. Die Patienten sind überwiegend wach, das ist auf jeden Fall schon mal eine große Besonderheit. Aber auch, dass das Spektrum der Augenheilkunde hier komplett umgesetzt werden kann. Zudem ist das Fachgebiet ein Fachgebiet mit einem schnellen Fortschritt. Es wird nie langweilig, da es immer einen Lernprozess gibt.
Familienfreundlich empfindet sie zudem, dass es keine Rufbereitschaft vor Ort gibt, man muss nicht im UKD sein. Man macht lediglich Rufbereitschaftsdienste und kommt dann rein.

  • Welche Möglichkeiten gibt es, um den Augendruck zu senken?

Die Frage habe ich ausführlich beim Thema Glaukom oben behandelt. Sowohl die konservativen, als auch die operativen Möglichkeiten.

  • Wie lange hat die längste OP gedauert?

Sechs einhalb Stunden, allerdings war das vor 20 Jahren 🙂


Wenn dich der OP interessiert, dann kann ich dir folgende Stellenanzeige (hier klicken) empfehlen.
Bei deiner Bewerbung darfst du gern erwähnen, dass du durch mich, Sarah Küttner/ Ossilinchen aufmerksam geworden bist.

Gesucht werden Gesundheits- und KrankenpflegerInnen für den OP oder operationstechnische Assistenten.


Abschließend möchte ich noch sagen, dass man den Augen OP wirklich nicht unterschätzen sollte. Klar sieht man hier kein Blut, keine gebrochenen Knochen und das volle „actionreiche Spektrum“. Aber was man nicht vergessen sollte, hier wird am Auge operiert, an unserem Sehorgan! Wenn das nicht auf höchstem Niveau passiert, dann kann der Patient im schlimmsten Falle nichts mehr sehen. Und genau das muss man immer im Hinterkopf haben. Es ist absolut kein Fachgebiet, was man hinten runter fallen lassen sollte und sich denken sollte „Ach, es ist ja nur der Augen OP.“…